Kleine Geschichte des Wedeler Friedhofes
Wedel ist neben Nienstedten die älteste Gemeinde des alten Kirchenkreises Blankenese.
1311 wird in den alten Urkunden erstmalig eine Kirche erwähnt. 1314 ist von einem Pfarrer in Wedel die Rede. Ob davor bereits eine Kirche in Wedel gestanden hat, lässt sich geschichtlich nicht nachweisen. Es gibt darüber nur unterschiedliche Mutmaßungen.
Wahrscheinlich haben die Schauenburger Grafen 1311 die Kirche in Wedel erbauen lassen, nachdem sie ihre Burg - die Hatzburg - auf der sich eine Kapelle befunden haben soll, zur Festung erhoben haben.
Friedhof um die Kirche am Roland
Vor 1838 haben Beisetzungen in Wedel sicherlich um die Wedeler Kirche herum stattgefunden. Beim Bau des Gemeindehauses (Risthütte) 1976 neben der Kirche in der Küsterstraße, fand man im Pfarrgarten noch Gebeine. Sie stammen von dem alten Kirchhof, auf dem 1874 die letzte Beerdigung stattgefunden hat und der nach Ablauf der 30 jährigen Ruhezeit eingeebnet und als Grünanlage gestaltet wurde. 1949 ging man daran, die im Krieg schwer zerstörte Kirche wieder aufzubauen. Am 14.02.1950 wurde im Kirchenschiff ein Gewölbe frei gelegt, welches sich unter dem Fußboden befand und mit einer ca. 40 cm dicken Schotter- und Erdschicht bedeckt war. Es misst etwa 2 x 5 m in der Grundfläche. Eine Hälfte des Gewölbes ist durch eine Trennmauer in 2 Teile geteilt. In der einen Hälfte befinden sich im Westteil ein Erwachsenensarg, im Ostteil ein Erwachsenensarg und ein Kindersarg übereinanderstehend. In der 2. Hälfte befinden sich 3 Erwachsenensärge. Es handelt sich um Holzsärge, die zum größten Teil eingefallen sind. In der 2. Kammer stehen 2 Erwachsenensärge und ein Kindersarg. Diese Wölbung misst etwa 1,50 x 2 m und besteht aus einem Raum. Leider sind alle Särge ohne Namensangaben, so dass nicht festzustellen ist, ob sich darunter das Grab des Pastors und Liederdichters Johann Rist (1635-1667 in Wedel) befindet.
Friedhof Rolandstraße -jetziger Bürgerpark
1838 erwarb die Gemeinde Grundstücke an der Südwestseite des Ortes, um dort einen Friedhof anzulegen. So ist der Friedhof
Rolandstraße, nach dem Friedhof um die Kirche am Roland, der zweitälteste Friedhof in der Geschichte Wedels.
1840 wurde das Friedhofstor erbaut. Es trägt die Inschrift: "Christus ist mein Leben" (Philipper 1, Vers 21= Denn Christus
ist mein Leben und Sterben ist mein Gewinn).
1874 wurde der Friedhof Rolandstraße erweitert. Die Größe betrug jetzt 1,1 ha mit ca. 734 Grabstätten, die aus 2786
Grabstellen bestanden. Die Größe einer Grabstelle betrug durchschnittlich 3,9 qm. Die Größe des Friedhofes war geplant
für ungefähr 3000 Einwohner.
Bei Beerdigungen ging der Trauerzug entweder vom Sterbehaus oder von der Kirche mit Pferd und Wagen zum Friedhof.
Befestigte Wege gab es nicht. Die Särge wurden zur damaligen Zeit überwiegend von Nachbarn getragen. Dies galt als
letzter Liebesdienst. Zu dieser Zeit gab es auf dem Friedhof nur einen Totengräber, auch Kuhlengräber genannt. Da die
Gräber überwiegend mit schmiedeeisernen Gittern eingefriedet waren, brachte dies den Trägern oftmals zerrissene Hosen ein.
Auf dem Friedhof stand ein sogenanntes Beinhaus, in dem die Knochenüberreste aus verjährten Gräbern aufbewahrt wurden.
Im Frühjahr 1958 wurde das Beinhaus abgerissen.
Auf dem Friedhof Rolandstraße wurde auch der Wedeler Ehrenbürger und Sanitätsrat Dr. Jürgen Heinrich Boockholtz (1844- 1915)
bestattet. Nach Ihm wurde die Boockholtzstraße benannt.
1972 pachtete die Stadt Wedel diesen Friedhof, der dann zum Bürgerpark umgestaltet wurde. Einige erhaltenswürdige Grabmale,
teilweise mit Granatsplittern behaftet, stehen heute noch oder werden als Wegplatten benutzt, so dass der Besucher an den alten Friedhof erinnert wird. Bei Sturmfluten wurde der tiefliegende Teil des Friedhofes Rolandstraße immer wieder überschwemmt.
Aus diesem Grunde konnte der Friedhof nicht noch einmal erweitert werden.
Friedhofsteil Breiter Weg
1902 beschloss der Kirchenvorstand, einen neuen Friedhof am Breiten Weg anzulegen. Dafür wurden 3,1 ha Land erworben. Nach den Plänen des Zimmermeisters und Architekten August Ohle wurde dieser Friedhof symmetrisch gestaltet. Am Anfang der Mittelachse wurde 1909 eine Kapelle erbaut und zwar dort, wo sich heute die Rasenfläche mit der Trauerbirke gleich hinter dem alten, schön gemauerten Friedhofseingang am Breitem Weg, befindet. Weit über 80% aller Grabstätten sind mit Thuja- Hecken umpflanzt. Die Besonderheit des Friedhofes Breiter Weg liegt darin, dass bis zum heutigen Tage die Verstorbenen so bestattet sind, dass sie zur aufgehenden Sonne, also nach Osten schauen, mit Ausnahme neuangelegter Felder. Am 15. November 1906 wurde auf dem Friedhof zum ersten Mal beerdigt. Wedel hatte in diesem Jahr 5161 Einwohner. Im Jahre 1972 wurde die Kapelle auf dem alten Friedhofsteil abgetragen. Vier Gedenkstätten erinnern an tragische Ereignisse in der Wedeler Geschichte.
1. Gedenkstätte für die 15 durch den Bombenangriff auf Wedel getöteten Personen
Der große Gedenkstein trägt die Inschrift: "Zu Lande, zu Wasser, aus der Luft, auf der Flucht und hinter Stacheldraht traf Euch der Tod 1933 / 45 Wir vergessen Euch nicht". Mit dieser Inschrift wird die gesamte Leidenszeit des Nationalsozialismus umrissen. Die 15 gegenüberliegenden Gedenkplatten jedoch sind speziell für die Bombenopfer der Jahre 1943/44 gedacht. Jedes Jahr am 3. März wird durch Kranzniederlegung an die Opfer des nächtlichen Bombenangriffes auf Wedel erinnert.
2.Heldenhain
Hier befinden sich 12 Soldatengräber mit Gedenksteinen, die an den 1. Weltkrieg erinnern. Der Heldenhain geht über in die Gedenkstätte für die Bombenopfer. Diese Gesamtanlage wird eingerahmt von hohen Eichen, Ahornbäumen, Rhododendren und Douglashecken.
3.Gedenkstätte der Opfer des Nationalsozialismus
Auch für die Opfer der Außenstelle des Konzentrationslagers Neuengamme in Wedel, wurde ein Denkmal errichtet. Der große Stein trägt die Namen der vielen Verstorbenen. Diese Anlage wird eingefasst von Rhododendren und einer geschwungenen Thuja -Hecke.
4. Gedenkstätte für ausländische Verstorbene
Ein weiterer Gedenkstein erinnert an die Opfer, die 1945 durch Methylalkohol ums Leben kamen. Ausgerechnet mit diesem hochgiftigen Alkohol hatten sie das Ende des Krieges feiern wollen und kamen so auf tragische Weise ums Leben. Diese Gedenkstätte wird umgeben von einer Douglashecke.
5. Ehrenmalsanlage
Hier erfolgt die Kranzniederlegung am Volkstrauertag
Gedenkstätte: Ort für verlorene Kinder
Von allen Seiten umgibst du mich
ich bin ganz in deiner Hand,
fliege ich dorthin,
wo die Sonne aufgeht,
oder zum Ende des Meeres,
wo sie versinkt:
auch dort wird deine Hand nach mir greifen,
auch dort lässt du mich nicht los.
Psalm 139, Vers 5, 9+10.
Dieser Ort auf dem Wedeler Friedhof hat als Mittelpunkt eine Skulptur, die von der Münchener Künstlerin Antje Tesche-Menzen gestaltet wurde.
Die Einweihung dieser Gedenkstätte erfolgte am 21. Juni 2002.
Hier wurde ein Platz der Stille und Besinnlichkeit geschaffen. Eltern, die ein Kind verloren haben, sei es durch Frühgeburt, Abtreibung oder weil das Kind auf
unerklärliche Weise verschwunden ist, haben hier die Möglichkeit der Trauer und des Abschiednehmens.
Dieser Erinnerungsort bietet die Chance Trost, Hoffnung und vielleicht auch Frieden zu finden.
Besondere Grabstätten auf dem Friedhofsteil Breiter Weg
Auf dem Friedhofsteil Breiter Weg befinden sich auch einige besondere Familiengrabstätten. Schon von weitem sieht der Besucher die Skulptur des Säemanns. Dieses Werk des Bildhauers Professor Artur Bock steht auf dem Grab von Theodor Johannsen (1856 - 1931). Die Wedeler Ehrenbürger Kunstmaler Rudolf Höckner (1864-1942) und der ehemalige Bürgermeister Friedrich Eggers (1867-1945) haben auf dem Friedhofsteil Breiter Weg ihre Ruhestätten.
Friedhofsteil Egenbüttelweg
Nach dem 2. Weltkrieg wurde eine Erweiterung des Friedhofes Breiter Weg notwendig. Es wurden deshalb die angrenzenden Grundstücke am Egenbüttelweg mit einer Gesamtfläche von 5,58 ha erworben. Die erste Beerdigung fand im Juli 1946 statt. Im Jahre 1963/64 wurde die Friedhofskapelle am Egenbüttelweg errichtet. Der Architekt war Willi Krämer. Die Einweihung dieser Kapelle erfolgte am 10. Mai 1964. Die Kapelle mit Empore, auf welcher sich die Orgel befindet, bietet ca.130 Personen Platz. Betritt man die Friedhofskapelle, so fällt sofort das kreisrunde Fenster über dem Altar auf. Es wurde von dem Kunstmaler und Bildhauer Assmann aus Großhansdorf- Ahrensburg, Himmelshorst gefertigt. Wedel hatte in jenem Jahr 28000 Einwohner und eine Größe von 3381,88 ha. In einem 2. Bauabschnitt wurde 1978/79 das Wirtschaftsgebäude mit Friedhofsbüro angebaut. Die Fertigstellung erfolgte im Mai 1979. Der Friedhofsteil Egenbüttelweg hat höhere Hinterpflanzungen im Grabmalbereich, überwiegend bestehend aus schönen Rhododendren-, Kiefern-, Douglas-, Spiraea-, Forsythien-, Cornus- und Thuja- Anpflanzungen. Vorn und seitlich einer jeden Grabstätte befinden sich nur niedrige kleine Anpflanzungen, bestehend aus kleinen Kiefern, Buxus, Ilex, Kirschlorbeer, Cotoneaster adpressa und Spiraea japonica "Little Princess" Hecken. Alle Hecken und Einfassungen sind hier je nach Quartier einheitlich gestaltet und werden von der Friedhofsverwaltung geschnitten und gepflegt. Aufgrund des Bevölkerungswachstums der Stadt Wedel (Stand 1970: ca. 32000 Einwohner), war eine Vergrößerung des Friedhofsgeländes erforderlich. Daraufhin wurden Gespräche mit der Stadt Wedel geführt, um ein geeignetes Gelände zu finden.
Besondere Grabstätten
Bürgermeister Heinrich Gau. Nach ihm wurde die Seniorenanlage am Kirchstieg (Heinrich-Gau-Seniorenanlage) benannt. Auch der Show-Master Peter Frankenfeld und seine Frau Lonny Kellner sind auf dem Friedhofsteil Egenbüttelweg beigesetzt.
Waldfriedhof
Der Waldfriedhof ist ein kirchlich- kommunaler Friedhof. Im Jahre 1975 erwarb die Stadt Wedel dieses Gelände von ca. 15 ha am Gnäterkuhlenweg . Nach den Plänen des Landschaftsarchitekten Hess wurde der erste Bauabschnitt von ca. 5,5 ha angelegt, so wie wir ihn heute vorfinden. Der Waldfriedhof zeichnet sich durch seine großzügig angelegten Rasenfelder aus, auf denen sich in übersichtlicher Weise die Grabstätten befinden. Die einzelnen Felder sind eingebettet und umrandet von herrlichem Baumbestand und Sträuchern. Die Grabstätten auf den Rasenfeldern sind nicht wie sonst üblich durch hohe Hecken und Einfassungen abgegrenzt. Ein anthrazitfarbenes Steinraster, im Rasen verlegt, zeigt deutlich Grabreihe und Grabstätte an, und ermöglicht so eine schnelle Orientierung. 1981 wurde der Waldfriedhof der Ev.-luth. Kirchengemeinde zur Bewirtschaftung übergeben. Am 20. November 1981 wurde die kleine Holzkapelle, die sich stilvoll in das Landschaftsbild einfügt, eingeweiht. Ein weiterer Bestandteil des Waldfriedhofes ist der künstlich angelegte See mit den zahlreichen Seerosen. Die Uferbepflanzung, die großen Freiflächen mit hohem Gras, die vielen Bäume und Sträucher bestimmen den Charakter des Waldfriedhofes Für jede Grabart gibt es verschiedene Rasenfelder. Hervorzuheben ist das Kunstwerk des Bildhauers Lissow, bestehend aus einem aus Stein gearbeitetem Kreuz und den seitlich links und rechts angeordneten Stelen. 1997 wurde der Waldfriedhof um den zweiten Bauabschnitt erweitert. Alle drei beschriebenen Friedhofsteile - Breiter Weg, Egenbüttelweg und Waldfriedhof - werden von einer Friedhofsverwaltung bewirtschaftet und verwaltet.
Der Wedeler Friedhof- ein Simultanfriedhof
Der Wedeler Friedhof mit seinen 3 Friedhofsteilen Breiter Weg, Egenbüttelweg, Waldfriedhof nimmt eine Sonderstellung in der Reihe der Friedhöfe ein.Die Stadt Wedel besitzt im Gegensatz zu Pinneberg, Elmshorn, den Hamburger Friedhöfen Blankenese, Nienstedten, Groß Flottbek keinen kommunalen Friedhof zusätzlich zu einem kirchlichen Friedhof. Alle 3 Friedhofsteile in Wedel stehen unter der Trägerschaft der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Wedel. Wenn auch das Grundstück des Waldfriedhofes der Stadt Wedel gehört, so befindet sich durch Vertrag zwischen Stadt und Kirche auch der Waldfriedhof in kirchlicher Trägerschaft. Dies bedeutet: Alle Bürger der Stadt Wedel, ganz gleich, ob sie einer christlichen Religionsgemeinschaft angehören oder nicht, werden auf den 3 Friedhofsteilen beerdigt. Auch die beiden Kapellen stehen allen zur Verfügung. Die Ev.-Luth. Kirchengemeinde Wedel hat also die kommunale Aufgabe der Verwaltung, Bewirtschaftung und Unterhaltung eines Friedhofes mit übernommen.